GERWIN wird Teil von METZEN Industries – Standort Europa neu denken

„Disruption als Motor: Wie METZEN mit GERWIN die Zukunft industrieller Anlagen gestaltet“  

Interview mit Ramin Ghalibaf, CEO, METZEN Industries
Über europäische Markttrends, Life-Cycle-Denken in der Fördertechnik und warum die Übernahme von GERWIN ein weiterer wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit von Industrieanlagen in Europa ist.

Redaktion: Herr Ghalibaf, METZEN Industries ist als industrieller Anlagenbauer in einem Umfeld aktiv, das von geopolitischen Spannungen, Inflation, Problemen in den Lieferketten und strengeren Umweltauflagen geprägt ist. Wie beurteilen Sie diese komplexe Situation?

Ramin Ghalibaf: Wir sehen Disruption nicht nur als Störfaktor, sondern als Motor. Natürlich wirken sich der US-China-Konflikt, neue US-Tarife auf europäische Waren, steigende Energiepreise oder globale Lieferkettenrisiken zunächst wie Bremsklötze aus. Aber genau hier liegt auch die Chance: Wer jetzt anpassungsfähig, technologisch mutig und strategisch vorausschauend agiert, kann seinen Wettbewerbsvorsprung ausbauen. Unternehmen brauchen heute nicht nur leistungsfähige, sondern auch flexible und langlebige Systeme.

Redaktion: Konkret – wie beeinflussen der US-China-Konflikt und die neuen US-Tarife METZEN Industries und seine Partner?

Ramin Ghalibaf: Zum einen entstehen direkte Kosteneffekte durch Zölle auf Schlüsselprodukte unserer Kunden. Zum anderen verschiebt sich die geopolitische Landkarte. Produktions- und Absatzmärkte müssen neu bewertet werden. Unsere Kunden nutzen diese Situation, um gezielt Märkte zu erschließen, in denen unsere technologischen Lösungen einen höheren Wertbeitrag leisten und gleichzeitig die Abhängigkeit von einzelnen Regionen zu reduzieren. Wir helfen dabei, die Anlagen dafür zu entwickeln und zu betreuen. METZEN tut dies für Industrietechnische Anlagen und deren Lösungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg in vier Schlüsselbranchen: Materials, Food, Circular Economy und Energy. Wir kombinieren Engineering-Kompetenz, Fertigungskapazität und Service zu einem geschlossenen Angebot.

Redaktion: Viele Unternehmen sehen Inflation und Lieferkettenunterbrechungen als Dauerproblem. Wie begegnen Sie diesen Risiken?

Ramin Ghalibaf: Wir denken Lieferketten neu, verfügen seit Jahren über regionale Zulieferernetzwerke und erweitern diese um strategische Lagerkapazitäten und digitale Tools zur Bedarfsprognose. Für unsere Kunden setzen wir auf Effizienzsteigerung in der Produktion, um inflationsbedingte Kostensteigerungen abzufedern. Unser Ansatz ist, Risiken minimieren, Reaktionsgeschwindigkeit maximieren.

Redaktion: Die Umweltauflagen der EU stellen viele Mittelständler vor große Herausforderungen. Ist das für METZEN Industries eine Bremse oder ein Innovationsmotor?

Ramin Ghalibaf: Für uns ein klarer Innovationsmotor. Wir, unsere Kunden und Partner investieren gezielt in CO₂-arme Produktionsprozesse, Kreislaufwirtschaft und energieeffiziente Anlagen. Das verschafft uns nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern eröffnet auch neue Geschäftsfelder, beispielsweise im Bereich nachhaltiger Industrielösungen für unsere Partner.

Redaktion: Was bedeutet „Disruption als Katalysator für Innovation“ konkret für Ihre Unternehmensstrategie?

Ramin Ghalibaf: Wir verfolgen drei strategische Prinzipien:

  1. Resiliente Wertschöpfungsketten: Inlandverlagerung und Diversifikation der Zulieferer, Ausbau europäischer Produktionskapazitäten.
  2. Technologische Führerschaft:  Einsatz von Automatisierung, KI und digitalen Plattformen zur Steigerung von Effizienz und Flexibilität.
  3. Nachhaltiges Wachstum: Entwicklung von Lösungen und Prozessen, die regulatorischen Anforderungen voraus sind und unseren Kunden helfen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Disruption fordert von uns, rascher neue Ansätze zu finden. Das bietet uns die Gelegenheit, unsere Marktposition auszubauen. 

Redaktion: Also weniger „Krise“, mehr „Strategiewechsel“?

Ramin Ghalibaf: Exakt. Wir betrachten Disruption nicht als etwas, das wir „überstehen“ müssen, sondern als Beschleuniger für die Transformation unseres Geschäfts. Wer mutig investiert, agil handelt und die richtigen Partnerschaften eingeht, kann aus Unsicherheit Stabilität machen und aus Risiken neue Märkte.

Redaktion: Welche Rolle spielt GERWIN Silotechnik in dieser Strategie?

Ramin Ghalibaf: GERWIN ist für uns ein strategischer Baustein im Bereich Material Handling. Mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich Materials ergänzt GERWIN unser Portfolio in einem Kernbereich, in dem Ideenreichtum, Zuverlässigkeit und Effizienz entscheidend sind, zum Beispiel in der Schotter-, Transportbeton-, Asphalt- und Kiesindustrie, also in Industrien, die für große Infrastrukturprojekte essenziell sind.

Redaktion: Wie wird die Integration in die METZEN erfolgen?

Ramin Ghalibaf:  GERWIN bleibt eigenständig bestehen und entwickelt sich weiter. Wir arbeiten bei METZEN bewusst in einer „Schnellboot-Struktur“: eigenständig agierende Einheiten, geführt von erfahrenen Geschäftsführern, mit flachen Hierarchien und einem starken Teamgedanken. Wenige Schnittstellen, klare Verantwortung und der Fokus auf die konkrete Kundenherausforderung. Das bringt herausragende Ideen hervor, macht uns beweglich und schnell.

Redaktion: Welche Entwicklungen sehen Sie in den anderen Branchen?

Ramin Ghalibaf: Im Food-Sektor, etwa in der Nahrungsmittelproduktion, steigt der Bedarf an präziser Fördertechnik, die gleichzeitig höchste Hygienestandards und Wirtschaftlichkeit erfüllt. Im Energiesektor wiederum profitieren Kunden von unserer Fertigungskompetenz: Wir können komplexe Stahl-, Edelstahl-, Aluminium- und Sonderbauteile für Transformatoren, Biogasanlagen oder thermische Abfallverwertung selbst produzieren und damit schnell, flexibel und qualitativ hochwertig liefern.

Redaktion: Was bedeutet das für Ihre Kunden?

Ramin Ghalibaf: Unsere Kunden erhalten tiefgreifende Fachkompetenz und ein echtes End-to-End-Angebot: von der Planung über die Fertigung und Installation bis hin zur langfristigen Begleitung mit Wartung, Optimierung und Retrofit. Dabei setzen wir auf modulare, vernetzte Anlagen mit hohem Automatisierungsgrad, immer mit dem Ziel, verfügbare und wirtschaftliche Systeme zu schaffen.

Redaktion: Welche Rolle spielen Ihre Senior Engineers und die Integration von KI?

Ramin Ghalibaf: Unsere Senior Engineers sind das Herzstück. Sie bringen das tiefgehende Prozessverständnis mit, um in unterschiedlichen Branchen passgenaue und kosteneffiziente Lösungen zu entwickeln. Künstliche Intelligenz setzen wir gezielt als Werkzeug ein, um Prozesse zu optimieren. Aber die entscheidenden Impulse kommen von Menschen, die die Daten interpretieren und Verantwortung übernehmen.

Redaktion: Wohin führt der Weg von METZEN?

Ramin Ghalibaf: Unsere Vision ist klar: Wir wollen der führende Partner über den gesamten Lebenszyklus für industrielle Anlagentechnik in Europa sein, mit tiefem Branchenfokus, eigener Fertigung und einem agilen Team, das Verantwortung für Qualität, Verfügbarkeit und Weiterentwicklung übernimmt. Die Integration von GERWIN Silotechnik ist dafür ein weiterer Schritt. Gemeinsam schaffen wir Lösungen, die Europa als Industriestandort stärken. Die Gewinner von morgen sind die, die heute am entschlossensten Handeln.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch.

 

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